Mauerwerksverband
Der Mauerwerksverband bezeichnet die Art, wie die Klinkersteine innerhalb des Mauerwerks angeordnet sind und so die Optik einer Klinkerfassade prägen. Natürlich spielen hier auch die Art und Dicke des Mörtels in den Fugen eine Rolle, entscheidend für den Eindruck einer Klinkerfassade ist aber vielmehr der Mauerwerksverband (zusammen mit den Farben der Klinkersteine und den Klinkerformaten).
- Die Begrifflichkeiten von Mauerwerksverbänden
- Die Wirkung des Mauerwerksverbands
- Die gängigsten Mauerwerksverbände im Überblick
- Mauerwerksverbände mit Klinkerriemchen umsetzen
Die Begrifflichkeiten von Mauerwerksverbänden
Beim Thema Mauerwerksverbände stößt man immer wieder auf einige Begriffe, die zum Verständnis eines Verbands unerlässlich sind und daher als Erstes kurz erläutert werden soll. Die wichtigsten Begrifflichkeiten sind Läufer, Binder (und Kopf bzw. Kopfstein) für die vermauerten Klinkersteine und Lagerfuge bzw. Stoßfuge für die Fugen innerhalb eines Mauerwerksverbands.
Läufer und Binder / Kopf – längs und quer vermauerte Klinkersteine
Ein Läufer bezeichnet einen längs vermauerten Klinkerstein in einer Fassade, wohingegen ein Binder quer vermauert ist. Da bei Klinkerfassaden in der Regel nur eine Ziegelreihe verbaut ist, ist ein Binder auch ein Kopfstein, d. h. die nach außen sichtbare Seite wird Kopf genannt. Bei Klinkerfassaden werden die Begriffe Binder und Köpfe oftmals synonym verwendet.
Lagerfuge und Stoßfuge – horizontale und vertikale Fugenschichten
Zwischen den einzelnen Klinkersteinen sorgen die Fugen für Bindung und Haltbarkeit des Gesamtverbandes. Für die Beschreibung des Mauerwerksverbands spricht man einerseits von der Lagerfuge, hierauf liegt der Klinkerstein, sodass damit die horizontale Fuge beschrieben wird. Demgegenüber steht die sogenannte Stoßfuge, die immer vertikal verläuft und an die einzelnen Klinker einer Fassade stoßen. Neben der Stabilität hat die Fuge ebenso entscheidenden Einfluss auf die Gesamtoptik der Verklinkerung, siehe dazu Wirkung der Fugen.
Die Wirkung des Mauerwerksverbands
Einst dienten die Klinkerfassade und der darin verwendete Mauerwerksverband primär dazu, die Lasten einer Wand bestmöglich im Mauerwerk abzufangen. Heute kommt der Verblendfassade weniger eine statische, sondern mehr eine optische und schützende Funktion zu. Durch den heute gängigen zweischaligen Außenwandaufbau wird die statische Stützfunktion von der inneren Tragschale des Mauerwerks übernommen.
Individuelle Präferenzen, Baustil und Preis sind Basis für die Entscheidung zu einem Mauerwerksverband
Für welchen Mauerwerksverband sich ein Bauherr entscheidet, hat heute daher weniger statische oder bautechnische Gründe, sondern wird eher durch den persönlichen Geschmack, den Stil, in dem die Immobilie gebaut wird, und nicht zuletzt durch den Preis bestimmt. Denn der Mauerwerksverband hat Einfluss auf den Gesamtpreis einer Klinkerfassade, genauer auf die Lohnkosten für das Mauern. So sind bspw. ein Kopfverband oder ein Flämischer Verband wesentlich aufwendiger für den Maurer als bspw. ein Läuferverband oder Wilder Verband. Da die Lohnkosten häufig 50% und mehr von den Kosten einer Klinkerfassade ausmachen, ist dieser Faktor bei der Wahl des Mauerverbands nicht zu unterschätzen.
Klinkerformat beeinflusst die optische Wirkung des Mauerwerksverbands
Neben der Wahl des Mauerwerksverbands prägt auch das gewählte Klinkerformat entscheidend den Charakter einer Klinkerfassade – so wirkt ein Läuferverband mit einem Langdünnformats-Klinker natürlich komplett anders als bspw. mit einem Normalformat-Klinker oder Waaldickformat-Klinker. Entsprechend muss man immer das Gesamtarrangement bei der Wahl des passenden Mauerwerksverbands beachten.
Die gängigsten Mauerwerksverbände im Überblick
In der Theorie gibt es eine große Vielzahl von unterschiedlichen Mauerwerksverbänden, die sowohl historisch, aber auch regional in Schwerpunkten zu finden sind. Die heute gängigsten Mauerwerksverbände sind der Wilde Verband, der Kreuzverband, der bspw. häufig bei Immobilien im Landhausstil zum Einsatz kommt, sowie der Läuferverband. Im Folgenden finden Sie eine Vielzahl verschiedener Mauerwerksverbände mit einer kurzen Charakterisierung und Illustration.
Wilder Verband – heute die häufigste Wahl
Beim Wilden Verband wechseln sich, der Name verrät es bereits, Läufer und Köpfe ab. Doch auch wenn es sich scheinbar um eine lose Anordnung handelt, so ist dabei doch mehr zu beachten, als es der Name vermuten lässt. Es müssen sogar bestimmte Regeln eingehalten werden. Es ist etwa unumgänglich, die Stoßfugen generell um 1/4 Stein zu versetzen, was eine Treppenbildung aus eingestreuten Köpfen vermeiden soll. Hier finden Sie detaillierte Informationen zum Wilden Verband.
Kreuzverband – häufig für den Landhausstil gewählt
Beim Kreuzverband, analog zum Blockverband ist, versetzt man jede zweite Läuferschicht um einen Kopf. Erst nach vier Lagen wiederholt sich die Schichtenfolge der Läuferschichten. Der innere Aufbau der Schichten ändert sich nicht. Daraus resultiert das namensgebende Kreuz-Bild in diesem Mauerwerksverband. Der Kreuzverband kommt oftmals bei Immobilien im Landhausstil zum Einsatz. Hier finden Sie detaillierte Informationen zum Kreuzverband.
Läuferverband – vergleichsweise einfach zu erstellen und preislich attraktiv
Wenn Sie die Klinkersteine in Längsrichtung der Mauerflucht mit jeweiligem Versatz der nächsten Reihe um eine halbe Länge anordnen, so wenden Sie den Läuferverband an. Den Abschluss jeder zweiten Reihe bildet ein 1/2 vermauerter Stein. Dies bewirkt versetzte Stoßfugen.
Schleppender Läuferverband mit einem Versatz von 1/4 Stein pro Reihe
Alternativ gibt es auch andere Möglichkeiten des Steinversatzes. Beim schleppenden Läuferverband kann der Versatz auch nur 1/4 Stein pro Reihe betragen, sodass die Stoßfugen dann nur alle vier Reihen übereinander liegen.
Durch die vergleichsweise einfache Erstellung gehört der Läuferverband zu den preislich sehr attraktiven Mauerwerksverbänden, was sich im späteren Preis der Klinkerfassade positiv niederschlägt. Hier finden Sie detaillierte Informationen zum Läuferverband.
Binderverband / Kopfverband
Der Binderverband gilt als die einfachste Art, eine Wand in ganzer Steinstärke zu mauern. Sämtliche Klinker werden dabei quer zum Wandverlauf angeordnet und von einer Lage zur nächsten um eine halbe Steinbreite überlappt. Der Effekt: Man sieht in der Wandfläche nur noch die Köpfe der Klinkersteine. Hier finden Sie detaillierte Informationen zum Binderverband / Kopfverband.
Blockverband
Im Blockverband wechseln sich Läufer und Köpfe regelmäßig ab. Die Läufer sind dabei gegenüber den Bindern um jeweils einen halben Kopf versetzt, die Läufer fluchten im Gegensatz dazu senkrecht. Die Stoßfugen der Schichten befinden sich bei diesem Mauerwerksverband senkrecht übereinander.
Weitere, meist regional beeinflusste, Mauerwerksverbände
Bekannt sind des Weiteren unter anderem der Gotische Verband, Märkische Verband, der Amerikanische und der Flämische Verband. Mit dem Mauerwerksverband können Sie also, genau wie mit der Auswahl der Klinkersteine, Ihre Persönlichkeit zum Ausdruck bringen und der neuen Klinkerfassade einen ganz individuellen Charakter verleihen.
Mauerwerksverbände mit Klinkerriemchen umsetzen
Entscheidet man sich für die Nutzung von Klinkerriemchen anstelle von Vollklinkern, gibt es in Bezug auf die Mauerwerksverbände einige Dinge zu beachten: Die sogenannten Kopfsteine oder Binder, also die quer vermauerten Klinker, sind mit Riemchen so natürlich nicht realisierbar, weil Riemchen im Prinzip „dünne Klinkerscheiben“ sind, die in der Regel eine Stärke von 10-20mm haben. Um also einen Kopf- oder Binderstein zu simulieren, muss man das Riemchen auf die Länge kürzen, die der Vollklinker breit ist. Bspw. hat ein Normalformat-Klinker eine Breite von 115mm. Wenn so ein Klinker als Kopfstein genutzt und quer vermauert wird, hat er ebendiese Länge in der späteren Fassade. Um die gleiche Optik mit einem Normalformat-Riemchen zu erreichen, muss das Klinkerriemchen also auf die Länge von 115mm gekürzt werden.